Montag, 13. Dezember 2010

Der Koffer: Trag ihn mit Fassung

Die Kultur der Reise ist verkommen: Businessnomaden hetzen mit ökonomisch reduzierten Trolleys durch die Weltgeschichte. Das Ziel ist das Ziel - vom Weg ist keine Rede mehr. Wie romantisch ist da der Koffer: Zwar darf man ihm seine Sperrigkeit vorwerfen und somit seine unpraktische Seite kritisieren - zu seiner Ehrenrettung sei aber angemerkt, dass für fast jeden Anlass etwas Passendes Platz hat: vom Strandurlaub in Brighton, dem Businesstermin in Manhattan, bis zum Abstecher mit der Liebsten nach Prag. Sein eckiges Design entzieht sich dabei konsequent jeder stromlinienförmigen Anwandlung eines Trolleys, die manchmal, so scheint es, gleich ist mit der Geisteshaltung jener Menschen, die ihn hinter sich her ziehen. Da ist ein Kofferträger doch gleich ein sympathischerer Charakter. Nicht nur, dass jene Person es mit der Sperrigkeit des Objektes aufnimmt und im übertragenen Sinne damit auch mit der "Last" seiner Reise – es zwingt ihn auch bei der Vorbereitung dazu, eine Reflektion über den Kofferinhalt zu unternehmen, denn der Weg ist bei ihm wieder das Ziel.

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